Der HI stellt vor: Das Schweizerische Institut für Informationswissenschaft (SII) an der Fachhochschule in Graubünden

In der Reihe Der HI stellt vor möchten wir regelmäßig die Hochschulstandorte der Informationswissenschaft vorstellen und somit die Vielfalt der Forschungs- und Lehrinhalte demonstrieren. Weitere Beiträge der Reihe finden Sie dann in Zukunft auf der entsprechenden Kategorieseite.

Das Schweizerische Institut für Informationswissenschaft (SII) an der Fachhochschule in Graubünden

An der Fachhochschule Graubünden (FHGR) befindet sich das Schweizerische Institut für Informationswissenschaft (SII), das für die Informationswissenschaftliche Ausbildung an der FHGR verantwortlich ist. Die FHGR wurde zum 1. Januar 2020 als achte Fachhochschule der Schweiz aus der bisherigen Fachhochschule Ostschweiz (FHO) herausgelöst und dadurch autonom. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir als Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur eine Teilschule der Gesamthochschule. Für uns als kleine Fachhochschule (1900 Studierende und etwa 300 Mitarbeitende) ist es besonders wichtig, innovativ und aktiv zu sein. Darum entwickeln wir unsere Studiengänge immer weiter.

Das SII ist eines von insgesamt neun Instituten der Hochschule und am Departement für Angewandte Zukunftstechnologien angesiedelt. Es existiert seit nunmehr 23 Jahren und ist inzwischen mit 40 Mitarbeitenden das personal-, umsatz- und forschungsstärkste Institut der Hochschule. Die Grundlage unseres Erfolgs ist die konsequente Nutzung der Synergien zwischen den klassischen Themen der Informationswissenschaft (z. B. Bibliothek, Information Retrieval) und neuen Inhalten und Methoden (z. B. Daten- management, Datenanalyse, User Experience).

Die Forschung am SII ist in die folgenden drei Forschungsschwerpunkte aufgeteilt:

  • Informationsorganisation
  • Big Data & Analytics
  • Datananalyse, -visualisierung und -simulation

Der Forschungsschwerpunkt Informationsorganisation besteht aus den Forschungsfeldern Bibliothek und Digitalisierung von analogem Kulturgut, Information Lifecycle Management sowie Bildungsinformatik.

Der Forschungsschwerpunkt Big Data & Analytics besteht aus den Forschungsfeldern Data Analytics, User Research sowie aus Digital Business and Usability Engineering.

Als neuer Forschungsschwerpunkt kamen 2021 Datenanalyse, -visualisierung und -simulation (DAViS) hinzu.

Die Ergebnisse aus der Forschung fließen unmittelbar in unsere verschiedenen Lehrprogramme ein. Das SII bietet folgende Studiengänge an:

  • Bachelor of Science in Information Science (BSc IS)
  • Bachelor of Science in Digital Business Management (BSc DBM)
  • Konsekutiver Master of Science in Business Administration Major Information and Data Management (MSc BA IDM)
  • Postgradualer Weiterbildungsstudiengang Master of Advanced Studies in Information Science (MAS IS)

Der Studiengang Bachelor of Science in Information Science (BSc IS) hat seinen Ursprung in dem 1998 eingeführten und in der deutschsprachigen Schweiz einmaligen Diplomstudiengang Information und Dokumentation. Das ursprüngliche Curriculum war eng an die Bedürfnisse der Praxis von Bibliotheken, Archiven und Dokumentationsstellen ausgerichtet. Im Jahr 2002 wurde der Studiengang umgestaltet, dabei wurde das Studienangebot um ein Teilzeitstudium erweitert, was zu dem Zeitpunkt in der akademischen Ausbildung recht neu war. Die Bologna-Reform erforderte 2005 eine Umstellung vom Diplom- auf einen Bachelor-Studiengang, der sich seitdem ständig weiterentwickelt hat. Der heutige BSc IS an der FHGR kann als Teilzeitstudium in Chur und Zürich (acht Semester) und als Vollzeitstudium in Chur (sechs Semester) studiert werden. Seit dem Studienjahr 2020 ist das Curriculum in Pflicht-, Wahlpflicht- und Wahlmodule aufgeteilt. Der BSc IS bildet je nach Belegung der Wahlpflichtmodule für unterschiedliche Berufsbilder aus. Neben der Anstellung in klassischen informationswissenschaftlichen Berufen sind dies die neu entstandenen Berufsfelder wie z. B. Data und E-Librarian, Data Manager, Social Media Manager, Records Manager, User Experience Designer, Information Architect oder in den Bereichen des digitalen Marketings sowie der digitalen Langzeitarchivierung.

Der 2016 neu geschaffene Studiengang Bachelor of Science in Digital Business Management (BSc DBM) ist ein Spin-off des BSc IS und geht mit seinem Curriculum mehr auf die digitale Wirtschaft ein. So werden Module rund um E-Business Management, Innovationsmethodik, Projektmanagement und Entrepreneurship angeboten. Der Schwerpunkt User Experience befasst sich mit den Bedürfnissen von Nutzenden, deren Erhebung und deren Umsetzung in digitalen Lösungen. Dabei werden Konzepte und Prototypen erstellt und in Usability-Evaluationen auf ihre Nutzerfreundlichkeit hin getestet. In den vielseitigen Modulen aus dem Schwerpunkt Digital Innovation widmen sich Studierende dem Umgang von Unternehmen mit der Digitalisierung. Sie beschäftigen sich unter anderem damit, Projekte agil zu leiten, Online-Marketingmaßnahmen gezielt einzusetzen sowie Innovationsmanagement-Methoden wie Design Thinking anzuwenden. Im Schwerpunkt Information Technology erlernen die Studierenden die IT-Grundlagen und entwickeln ein grundlegendes Verständnis für den Software-Entwicklungsprozess, um bei digitalen Projekten die Führung von Fachkräften zu übernehmen. Mit dieser Weiterentwicklung des Studiengangs Informationswissenschaft werden zentrale Elemente eines informationswissenschaftlichen Studiums auf Unternehmensbedürfnisse der digitalen Transformation angewandt.

Mit dem Herbstsemester 2010 startete der konsekutive Master of Science in Information Science (MSc IS). Die üblichen 90 ECTS wurden allerdings auf vier Semester verteilt. So wurde erreicht, dass die Anzahl ECTS pro Semester geringer als 30 ECTS ist. Dies hat den Vorteil, dass der Präsenzunterricht auf zwei Tage in der Woche (freitags und samstags) verteilt werden kann. Durch diese Verlängerung der Studiendauer können Berufstätige mit einem Arbeitspensum bis zu 60 Prozent am Studium teilnehmen. Mit der Curriculumsreform von 2013 wurde aus dem MSc IS ein Master of Science in Business Administration Major Information and Data Management (MSc BA IDM). Hierdurch wurden die Studieninhalte an die zukünftige Marktsituation angepasst. Neue Entwicklungen und Paradigmenwechsel im Internet wie Cloud-Dienste, Mobile Computing und Data Science wurden frühzeitig aufgegriffen und im neuen Curriculum umgesetzt. Das Ziel ist es, Informationswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auszubilden, die in der Lage sind, heterogene Datenmengen zu analysieren und zu bearbeiten, um für die Nutzenden einen Mehrwert zu schaffen. Mit dem Fokus auf die nutzergerechte Visualisierung großer Datenmengen haben wir schweizweit ein Alleinstellungsmerkmal in der akademischen Ausbildung erreicht. Dieses Curriculum baut auf Information-Science- und Data-Science-Kenntnissen auf und erweitert diese durch eine Visualisierungskompetenz. Denn nur in dieser Kombination kann tatsächlich aus Daten Information und damit wieder die Grundlagen für neues Wissen geschaffen werden.

Der Ursprung des Fachbereichs Informationswissenschaft an der FHGR geht auf ein im Jahre 1992 an der Hochschule für Technik und Architektur HTA (so hieß die FH Graubünden damals) erstmals durchgeführtes „Nachdiplomstudium in Information und Dokumentation“ (NDS IuD) zurück. Anfänglich im Zweijahresrhythmus gestartet, wird der Kurs seit 1999 jährlich durchgeführt. Durch die Bologna-Reform verwandelte sich dann das NDS IuD in ein Master of Advanced Studies in Information Science (MAS IS). Das Profil des heutigen MAS IS ist eine Quereinsteigerausbildung und spricht Personen mit abgeschlossenem Hochschulstudium (egal welcher Fachrichtung) an, die in einem kurzen, aber intensiven und kompakten Studium – die Studiendauer beträgt insgesamt eineinhalb Jahre – das Handwerk bibliothekarischen, archivarischen und dokumentarischen Arbeitens erlernen wollen, um in der Bibliotheks-, Archiv-, Dokumentations- oder Museumsbranche beruflich Fuß fassen zu können. Zusammen mit einer fundierten informationswissenschaftlichen Grundbildung erhalten die Studierenden in kompakter Weise die wichtigsten Werkzeuge und Methoden für eine spätere Tätigkeit als Information Professional mit auf den Weg. Die Besonderheit dieses Studienangebots  ist, dass die Arbeitswelten von Bibliotheken, Archiven und Dokumentationsstellen nicht gesondert betrachtet werden. Vielmehr wird den Studierenden eine integrierte Ausbildung angeboten, die darauf zielt, sich grundlegende Kenntnisse der Arbeitsprozesse aller informationsverarbeitenden Organisationen anzueignen. Wie sieht die Bibliothek der Zukunft aus? Mit welchen Herausforderungen sehen sich Archive konfrontiert? Wie arbeiten Dokumentarinnen und Dokumentare künftig? Diese – und viele weitere – Fragen standen am Anfang der jüngst durchgeführten Curriculumsreform, die mit dem Kursstart im Herbst 2020 in Kraft gesetzt wurde. Die rasche Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik ist ein wichtiger Parameter sowohl für Inhalte als auch für die methodische Gestaltung der Studienpläne für Dokumentare, Archivare und Bibliothekare in der Schweiz. Es gilt auch in Zukunft, Trends zu erkennen und diese in den Studienplan einzubinden.

Abschließend soll noch erwähnt werden, dass das Schweizerische Institut für Informationswissenschaft seit 2021 Mitglied im internationalen iSchools-Verbund ist. Über das klassische ERASMUS-Austauschprogramm besteht für alle Interessierten die Möglichkeit, als Studierende oder Dozierende Auslandssemester an der FHGR zu absolvieren. Die Stärken des SII liegen in unserer Fähigkeit zur permanenten Reflexion und Weiterentwicklung. Dadurch sind wir nicht nur für aktuelle Herausforderungen − wie diejenigen, die die laufende Pandemie mit sich bringt − sondern auch für alle weiteren zukünftigen Anforderungen und Entwicklungen gut gerüstet.

 

Kontaktperson: Prof. Dr. Wolfgang Semar, Fachhochschule Graubünden, Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft, Pulvermühlestrasse 57, 7000 Chur, Schweiz,
E-Mail: wolfgang.semar@fhgr.ch

 

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